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Hannes Roether Bekleidung. Lässig, nicht nachlässig

Hannes RoetherHannes Roether

Der Münchner Hannes Roether hat bei seinen Kollektionen stets zwei Aspekte im Blick. Einmal das Offensichtliche: Roether setzt auf geradlinige Entwürfe, die einen auf das Wesentliche beschränkten, schnörkellosen Stil transportieren. Oft sind es Stücke traditioneller Arbeitsbekleidung, die er für die Gegenwart adaptiert und neu interpretiert. Daraus ergibt sich folgerichtig der zweite Aspekt, das Material. Roether setzt auf Naturmaterialien. In Summe wird daraus eine auf Funktionalität und Langlebigkeit ausgerichtete, zeitlose Alltagsgarderobe, die lässig, jedoch niemals nachlässig ist. Zum Interview mit Hannes Roether

Bekleidung von Hannes Roether

Hannes Roether im Gespräch

Er ist wohl einer der geheimnisvollsten Designer unseres Sortiments. Wer wissen will, wie Hannes Roether in natura aussieht, kann lange suchen: Fotos von ihm sind nicht zu finden. Dafür aber seit fast 20 Jahren Mode mit Überraschungsmomenten: pure, ehrliche und konsequente Entwürfe – absolut zeitlos und leger. Wir haben den 54-Jährigen zum Interview getroffen.

Was ist Ihre Vision von gut gekleideten Menschen?
Sich gut kleiden heißt für mich, sich nicht zu verkleiden. Sich anzuziehen, soll und darf Spaß machen.

Wie sind Sie zur Mode bzw. zum Modedesign gekommen?
Meine Vater war Forstdirektor, demzufolge war ich bis zum zarten Alter von 15 Jahren ausschließlich mit Lederhose und Zwille in der Natur unterwegs, habe auf Bäumen gesessen oder Teiche und Bäche leer gefischt. Dann erweckte mich eine mir überlassene Nähmaschine zum Denken, Träumen und Handeln in textilen Zusammenhängen. Es folgten das Studium zum Diplomingenieur in Maschenkonfektionstechnik und einige kontrastreiche, internationale Praxisschritte, unter anderem bei Oilily und BUGATTI. Durch meine spezielle Ausbildung war meine erste ernsthafte Anstellung bei einem Strickspezialisten mit eigenem Strickmaschinenpark im Haus und der Schritt hin zum eigenen Design absehbar.

Woher nehmen Sie Ihre Ideen?
Vieles ergibt sich über die Haptik sowie den Fall von Stoffen, meine Anlehnung an die Arbeiterästhetik des letzten Jahrhunderts und an das Prinzip „form follows function“. Im Strickbereich entstehen neue Optiken beispielsweise durch Nahtlostechniken und ein beständiges Weiterverschieben zementiert geglaubter Grenzen.

Entwerfen Sie Ihre Kollektionen allein?
Die Damenkollektion wird ausschließlich von meiner Frau, der Modedesignerin Nicky Wendt, entwickelt, die Herrenkollektion ist aus meiner Hand. Interessanterweise verfolgen wir beide unsere individuellen Ideen und am Ende passt doch beides stilistisch sehr gut zusammen.

Wie entsteht bei Ihnen eine neue Kollektion?
Wir beginnen über Messebesuche und Kollektionssichtungen mit der Stoff- und Garnauswahl. Die Drucke und einige Stoffe werden exklusiv für und mit uns entwickelt. Daraus ergeben sich die jeweiligen Farbkonzepte. Außerdem haben wir für alle Bereiche – Strick, Jersey, Leder usw. – Produktionsspezialisten, die sich unserem Stil verschrieben haben und die wir dann mit den entsprechend auf sie zugeschnittenen Programmen versorgen. Manches bleibt, wie es ist, oder wird nur leicht verändert, anderes wird komplett neu gedacht und neu konzipiert.

Welche Schnitte, Farben und Materialien präferieren Sie?
Naturmaterialien sind für uns immer erste Wahl, die Farben sollten ineinandergreifen. Bei den Frauen darf es bunter sein, für die Männer bevorzuge ich eher monochrome, gedeckte Farben. Und was die Schnitte betrifft: Unsere Kollektionen fußen auf einer Geisteshaltung der Freude und Kreativität – nicht auf einem bestimmten Körpertyp.

Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit?
Die Bedeutung kommt aus dem Waldbau. Dies habe ich schon früh durch meine Familiengeschichte verinnerlicht. Unsere eigenen Läden in Berlin, Wien, München und Stuttgart sowie die umgebaute Schnapsbrennerei, in welcher wir den Firmensitz inklusive Verwaltung und Logistik untergebracht haben, ist auf konsequentem Recycling aufgebaut. Nachhaltigkeit wird am besten durch Schaffen von Langlebigem, Recyceln und dem Begehen der kürzesten Wege gezeigt.

Warum gibt es nirgends ein Foto von Ihnen?
Ich möchte, dass mein Schaffen im Vordergrund steht und nicht meine Person. Deswegen werden Sie nirgendwo ein Foto von mir finden.