Bürsten & Besen

Manche Haushaltsgegenstände fristen ein eher bescheidenes Dasein. Doch man würde sie alsbald schmerzlich vermissen, wenn sie von einem auf den anderen Tag verschwinden würden. Auch Bürsten und Besen ... Weiterlesen

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Ratgeber

Bürsten und Besen. Für anspruchsvolle Aufgaben

Bürsten und BesenBürsten und Besen

Manche Haushaltsgegenstände fristen ein eher bescheidenes Dasein. Doch man würde sie alsbald schmerzlich vermissen, wenn sie von einem auf den anderen Tag verschwinden würden. Auch Bürsten und Besen gehören in diese Kategorie – vielleicht weil das Putzen an sich nicht gerade zu den beliebtesten Beschäftigungen gehört. Dabei konnten Forscher bereits nachweisen, dass es ein vorzügliches Therapeutikum zum Abbau von Traurigkeit und Stress ist. Wie bei allem entscheidet auch hier das richtige Maß – und noch dazu: die Qualität der Reinigungsgeräte. Denn deren Güte und Funktionalität haben einen entscheidenden Einfluss darauf, ob Sie sich beim Saubermachen im Schneckentempo durch Haus und Hof quälen oder elfengleich durch die Räume schweben.

Was macht gute Bürsten und Besen aus?

Um es gleich vorwegzunehmen: Da wir unsere Sortimente generell mit dem Blick auf eine lange Lebensdauer und hohe Funktionalität zusammenstellen, können Sie das Thema Alter an dieser Stelle getrost unter den Teppich kehren. Unsere Bürsten und Besen verrichten ihr gesamtes Arbeitsleben lang zuverlässig ihren Dienst – ob gerade neu gekauft oder schon länger in Betrieb. Was ihr Geheimnis ist? Wie wäre es damit:

  • Exquisite Materialwahl: Eine Kunstfaser versucht in der Regel lediglich die guten Eigenschaften ihrer natürlichen Vorlage kostengünstig zu kopieren. Wir finden: Es lohnt sich auf das Original zu setzen anstatt auf eine billige(re) Kopie. Daher finden Sie in unserem Sortiment fast ausschließlich Naturmaterialien – solide Hölzer und Metalle für Körper und Stiele sowie natürliche Besatzmaterialien, die unterschiedlichsten Ansprüchen gerecht werden.
  • Präzise Fertigung: Viele unserer Modelle sind nach wie vor in Handarbeit hergestellt, denn es gibt auch heute noch – trotz verbesserter maschineller Verfahren – nichts qualitativ Besseres als den traditionellen Handeinzug. So bleibt der Besatz auch im Einsatz felsenfest dort, wo er hingehört – an den Bürstenkörper. Und bei mehrteiligen Exemplaren sorgen stabile Metallgewinde für dieselbe Stabilität.
    Verbesserte Besatzstärke: Wie gut Bürsten und Besen ihre Funktion erfüllen, ist auch eine Frage der Besatzstärke. Deshalb achten wir bei der Auswahl unserer Produkte stets auf einen besonders dichten Besatz oder lassen ihn gegebenenfalls nach unseren Wünschen ergänzen.
  • Exklusive Formen: Einige unserer Modelle sind in Zusammenarbeit mit namhaften Herstellern nach alten Mustern extra für uns angefertigt worden. Zum Beispiel bieten wir Ihnen Besen in traditioneller (und doch heute selten gewordener) Zeppelinform an, mit denen Sie auch Ecken und enge Zwischenräume perfekt säubern können.

Kurz gesagt: Wir geben Ihnen die Gelegenheit beim Thema Bürsten und Besen ins Schwärmen zu geraten – oder sich zumindest ein wenig Mary-Poppins-Gefühl ins Leben zu holen: „In every job that must be done there is an element of fun“.

Natürliche Materialienvielfalt. Für beste Ergebnisse

Ziegenhaar ist ideal zum Entstauben. Straßenbesen sind mit einem pflanzlichen Besatz unschlagbar. Schweineborsten können vielseitig zum Einsatz kommen. Nur wer sich mit den Eigenschaften der verschiedenen Besatzmaterialien genau auskennt, der findet auch die richtige Bürste (den richtigen Besen) für seinen individuellen Bedarf.

Längst nicht verstaubt. Tierische Haarpracht als effektiver Schmutzfänger.

Im Allgemeinen eignet sich tierischer Besatz besonders gut da, wo es staubt. Dennoch gibt es Unterschiede. Insbesondere mit Blick auf das, was Sie vom Staub befreien wollen. Für Nassbereiche sind tierische Besätze hingegen bis auf wenige Ausnahmen (zum Beispiel Rosshaar) weniger gut geeignet. Greifen Sie hier besser auf pflanzliche Materialien zurück.

  • Rosshaar: Rosshaar umfasst sowohl Schweif- als auch Mähnenhaar von Pferden, wobei die kräftigen Schweifhaare eher für Handfeger, Besen, Spülbürsten oder Spinnenfänger, das weichere Mähnenhaar dagegen beispielsweise für Schuhbürsten verwendet wird. Schlitzt man sie künstlich, gewinnen sie zusätzlich an Weichheit und Flexibilität und nehmen selbst feinsten Staub zuverlässig auf. Von Zeit zu Zeit kann man Rosshaar mit mildem Reiniger waschen und kämmen – so behält es lange seine ursprüngliche Qualität.
  • Borsten: Die steifen Deckhaare des Schweinerückens besitzen von Natur aus eine gespaltene Spitze und einen nierenförmigen Querschnitt, was sie zu hochelastischen, effektiven Staubfängern macht. An der Basis dicker als an der Spitze, eignen sie sich für Bürsten unterschiedlicher Härtegrade – eben je nachdem, welchen Bereich des Haars man verwendet. Apropos Härte: Je kälter das Klima und je älter das Tier, umso länger, härter und hochwertiger sind seine Borsten.
  • Ziegenhaar: Im Gegensatz zu Mohair oder Kaschmir ist das normale Ziegenhaar keine Wolle. Es ist glatt, sehr robust und bindet den Staub durch eine Eigenfettschicht an sich. Zudem besitzt es hygroskopische Eigenschaften, weshalb man es neben Bürsten auch für Pinsel verwendet. Gereinigt wird eine Bürste aus Ziegenhaar am besten in einer warmen Seifenlauge. Danach lässt man sie bei Zimmertemperatur trocknen.
  • Lammwolle: Auch bei der Lammwolle wird der Staub durch den natürlichen Lanolingehalt des Materials auf mechanischem Wege gebunden. Staubwedel aus Lammwolle sollten daher nach Gebrauch am offenen Fenster ausgeklopft und ab und zu mit einem Wollwaschmittel gereinigt werden. Legen Sie sie aber keinesfalls zum Trocknen auf die Heizung, das bekommt ihnen gar nicht. Besser Sie hängen sie auf und lassen sie an der Luft trocknen.

Gegen jeden Schmutz ist Kraut gewachsen. Reinigen mit Pflanzenfasern.

Wo es feucht ist, da ist das bevorzugte Einsatzgebiet der pflanzlichen Besatzmaterialien. Im Allgemeinen äußerst robust, hart und verrottungsresistent, leisten sie in Nass- und Außenbereichen vortreffliche Arbeit.

  • Naturfibre: Die widerstandsfähigen Ixtlefasern der Agavenart „Agave lechuguilla“, oft auch als Tampicofibre bezeichnet, stammen ausschließlich aus Mexiko, denn nur in dem dortigen Klima und auf den kalkhaltigen Böden bildet die Pflanze ihre säure-, laugen-, und hitzebeständigen Blattstränge aus. Die elastischen und wasserabsorbierenden Fasern sind prädestiniert für den Nassbereich: für Schrubber, Bade- und Spülbürsten.
  • Reiswurzel: Mit Reis hat diese Faser nichts zu tun. Es ist der Wurzelstrang der Zacatón-Pflanze, einer wilden Grassorte – ebenfalls im mexikanischen Hochland beheimatet. Sie ist äußerst hart und besitzt daher eine hohe mechanische Reinigungskraft, perfekt geeignet zum Wegscheuern hartnäckiger Verschmutzungen. Reiswurzel sollte aber stets vorher angefeuchtet werden, sie kann sonst brechen.
  • Reisstroh: Auch diese Faser stammt, ihrem Namen zum Trotz, nicht von der Reispflanze. Es ist die Sorghumhirse, die den Rohstoff für diese Besatzart liefert. Reisstroh zeichnet sich durch seine Leichtigkeit, Stabilität und leichte Kräuselung aus. Trotzdem ist die Faser hart und biegsam. Sie nimmt keine Nässe auf und ist darum gut geeignet für Besenarbeiten im Außenbereich.
  • Kokosfaser: Auch als Coir bezeichnet, werden die bis zu 30 Zentimeter langen Kokosfasern aus der äußeren Umhüllung der Kokosnuss gewonnen. Innen hohl und stark verholzt, ist Kokosfaser ein sehr elastisches, strapazierfähiges Material – noch dazu absolut verrottungsresistent. Dazu noch dehnbar und sowohl mit antibakterieller als auch antistatischer Wirkung, ist die Faser vorzüglich geeignet für den Einsatz im Außenbereich.
  • Palmyrafaser: Auch Bassine genannt, werden diese bis 50 Zentimeter langen Fasern aus den Blättern der Palmyrapalme gewonnen. Die verdorrten Blätter werden dafür so lange geklopft und gehechelt, bis die strapazierfähigen Blattfasern zum Vorschein kommen. Grob und sehr hart leisten auch diese Stränge als Straßenbesen gute Dienste.
  • Arengafasern: Diese Fasern stammen ebenfalls von einer Palmenart: der asiatischen Zuckerpalme. Im Gegensatz zu anderen Palmfasern sind Arengafasern weicher und elastischer. Trotzdem sind auch sie prädestiniert für den Außeneinsatz.

Mehr als eine Nebensache. Sonstige Besatzmaterialien.

Manchmal braucht es einfach ein wenig mehr – ein wenig mehr Sanftheit, Kraft oder Anziehung. Dann sind Sie bei diesen Besatzkandidaten gut aufgehoben. Unsere Empfehlung für besondere Aufgaben.

  • Straußenfedern: Straußenfedern wedeln Staub nicht einfach davon – sie ziehen ihn an. Durch diese elektrostatische Eigenschaft reinigen sie auch feine und empfindliche Materialien sanft und gründlich. Hochwertige Exemplare erkennt man an ihrem Glanz, ihrer Geschmeidigkeit und an ihrer gleichmäßigen Struktur. Auf die für die Vögel früher sehr schmerzhafte „Federlese“, sprich das bloße Herausreißen der Federn aus dem Vogelkörper, verzichtet man heute, die Federn werden schmerzlos abgeschnitten. Mit einem Staubwedel aus Straußenfedern holen Sie sich ein echtes Unikat ins Haus, das nach Gebrauch ausgeklopft und ab und an mit milder Seife gereinigt werden kann.
  • Messing- und Bronzedraht: Borsten aus einer Kupferlegierung mit Zink (Messing) oder Zinn (Bronze) sind perfekt für starke Verschmutzungen auf harten Flächen, die aber nicht zerkratzt werden sollen, zum Beispiel Emaille oder Stahl. Auch Fettrückstände auf Grillrosten haben keine Chance, aber passen Sie auf Ihre Hände auf. Schützen Sie sie mit Handschuhen vor dem stacheligen Metall.
  • Naturkautschuk: Borsten aus Naturkautschuk laden sich bei Reibung elektrostatisch auf, was sie zu einem einzigartigen Schmutzmagneten für Kissen, Polster und Kleidung werden lässt. Nach getaner Arbeit kann so eine Bürste problemlos unter fließendem Wasser gereinigt werden und ist so beim nächsten Mal wieder einsatzbereit.

Seit langer Zeit bewährt. In der Tradition der Bürstenbinder

Die ältesten Bürsten bestanden noch aus einfach zusammengebundenen Faserbündeln, doch bereits Heinrich Schliemann fand bei seiner 1870 gestarteten Ausgrabung des bronzezeitlichen Trojas etwa 4.000 Jahre alte, tönerne Bürstenkörper mit Löchern, in denen der Besatz höchstwahrscheinlich mittels Pech befestigt wurde. Und spätestens mit den ersten mittelalterlichen Bürstenbindern, die von Tür zu Tür gingen und ihre Ware feilboten, entstand – neben der Mär von einem besonders trinkfesten Handwerkertypus („Saufen wie die Bürstenbinder“) – über die Zeit auch ein wachsendes Arsenal unterschiedlicher Bürsten- und Besentypen: Kehrbesen, Handfeger, Kleiderbürsten, Reibebürsten, Kopfbürsten, Schuhbürsten, Kratzbürsten, Eckenbürsten, Fußbodenbürsten, Fusselbürsten, Rohrbürsten, Flaschenbürsten, Kehrwische, Rauhköpfe, Borstwische, Spinnenstäuber, Haarbesen, Tischbesen, Gemüsebürsten, Feinbürsten, Zahnbürsten, Toilettenbürsten, Silberbürsten und so weiter.

Doch wie vielfältig Bürsten und Besen nach funktionalen und formalen Gesichtspunkten auch sein mögen, so wenig unterscheiden sie sich doch ihre Herstellung betreffend. Noch heute werden die besten Stücke in Handarbeit gefertigt.

Das Zurichten.
Besonders tierische Besätze müssen meist in mehreren Schritten gereinigt, gekocht, gekämmt, gespalten und gezupft werden, bis sie endlich in den Bürstenkörper eingebracht werden können. Diesen aufwendigen Prozess nennt man im Fachjargon Zurichten. Wie die Anfertigung der Bürstenkörper gehörte auch das Zurichten des Besatzes ursprünglich mit zum Handwerk der Bürstenbinder – heute wird das Material in der Regel fertig angeliefert und muss nur noch richtig portioniert und in der Länge angepasst werden.

Der Handeinzug.
Der traditionelle Handeinzug steht bis heute für die hohe Wertigkeit einer Bürste: Keine Maschine kann Besatz und Bürstenkörper so stabil miteinander verbinden wie die menschliche Hand. Per Draht wird jedes Besatzbündel einzeln in die konischen Bohrungen des Bürstenkörpers eingezogen und fixiert. Nach jeder fertig eingezogenen Reihe stutzt man die Besatzlänge auf die richtige Länge. Ist die Bürste fertig gefüllt und der Draht abschließend vernäht, setzt der Bürstenbinder den hinteren Bürstenkörper auf, um die Nähte zu verstecken. An diesem zweigeteilten Bürstenkörper kann auch der Laie jederzeit eine handgefertigte Bürste erkennen.

Das Drehen.
Bei gedrehten Bürsten wird der Besatz gleichmäßig zwischen zwei sich ineinander verdrehende Drähte eingebracht und so festgeklemmt, dass er nicht mehr von der Stelle weicht. Ist die sogenannte Raupe fertig, wird der Besatz auf die gewünschte Länge gekürzt. Die entstandene gedrehte Bürste ist mit ihrem dünnen und flexiblen Metallkörper nun bereit für Sie an Orte vorzudringen, die nie eine normalgroße Bürste zuvor gesehen hat.

Übrigens: Zur Ehrenrettung der angeblich so gerne volltrunkenen Bürstenbinder muss man an dieser Stelle anmerken, dass ihrem Berufsstand höchstwahrscheinlich nicht ihr eigener, übermäßiger Alkoholkonsum, sondern lediglich die Doppelsinnigkeit des mittelalterlichen Worts „Bürsten“ zum Verhängnis wurde – man benutzte es damals als Synonym für das Trinken. Und irgendein Schelm hatte dann vermutlich die bahnbrechende, oben genannte Assoziation.