Trossinger Kartonagenfabrik

Mich. Birk-Katalog No. 4

Trossinger Kartonagenfabrik
Mich. Birk-Katalog No. 4
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    Allgemeine Informationen

    Der Katalog als Bilderbuch materieller Kultur.

    So wie Bau- und Kunststile oder auch – dann in kürzerem Zeitabstand – Mode und Haartracht ihre jeweilige Zeit repräsentieren, so werden auch Alltagsgegenstände in ihrer Art und Gestaltung irgendwann zu materiellen Zeugen einer vergangenen Kultur. Insofern sind historische Versandhandelskataloge nicht nur konsumhistorische Fundgruben: Hier ist verzeichnet, womit sich die Menschen umgaben und was sie benutzten, hier ist abgebildet, wie die Dinge um sie herum dem allgemeinen Geschmack entsprechend auszusehen hatten. Historische Kataloge bieten einen umfassenden Bilderbogen der materiellen Kultur ihrer Zeit (und bisweilen zeigen sie auch, daß diese in manchen Dingen qualitätsbewußter und geschmackssicherer war als die unsere).

    Vollsortimenter in den USA und Spezialisten in Deutschland.

    Versandhandelskataloge gibt es etwa seit den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts. Der Versandhandel selbst ist weitaus älter, arbeitete jedoch vorerst vor allem mit werbenden Zeitungsannoncen. Beide, der zeitungsbeworbene Fernhandel wie der Kataloghandel im engeren Sinne, sind amerikanischen Ursprungs, was schon aufgrund der Weiten der nordamerikanischen Landmasse leicht verständlich ist: Es war die einfachste Methode für die weit verstreuten Farmer, sich mit Konsumwaren zu versorgen. Die wuchtigen, bis weit über 700 Seiten umfassenden Warenkataloge etwa von Sears in Chicago erreichten nach Einführung der Paketpost in den USA Auflagenhöhen von bis zu 15 Millionen Exemplaren und bildeten Bedarf und Geschmack ihrer Zeit so genau ab, daß noch heute bisweilen Nachdrucke bestimmter Jahrgänge für historisch interessierte Leser erscheinen. Als goldene Jahre des amerikanischen Versandhandels gelten die 1920er Jahre; dann brach das automobile Zeitalter an, und der Versandriese Sears setzte zunehmend auf Ladengeschäfte und Supermärkte. In Deutschland liefen die Dinge anders. Hier kam der Versandhandel mit umfassendem Sortiment über alle Warenbereiche hinweg erst in den 1950er und 1960er Jahren zu wirklicher Bedeutung. Die Versandkataloge der frühen Jahre hingegen waren Spezialkataloge – insbesondere für Ärzte und Apotheker.

    Von Tuttlingen in alle Welt: Medizintechnik.

    Einer der bedeutenden darunter war Mich. Birk aus Tuttlingen. Angefangen hatte das Unternehmen mit Kartonagen und Versandverpackungen. Anfang des 20. Jahrhunderts jedoch und in der Zeit zwischen den Weltkriegen war Birk ein "global player". Man lieferte Medizintechnik ins nahe und ferne Ausland, in Südamerika gründete man gar Niederlassungen. Viersprachige Kataloge zeigten dem Arzt oder Apotheker, was die deutsche Medizintechnik zu bieten hatte – vor allem im heimatlichen Tuttlingen, schon damals ein medizintechnisches Zentrum mit großer Ausstrahlung. So konnte der Arzt am Rio Bravo oder der Apotheker in den Anden Spritzen und Skalpelle, Pipetten und Tablettenpressen aus Deutschland bestellen und sich zugleich über die modernste Medizintechnik seiner Zeit informieren. Dem Nachgeborenen bieten die Spezialkataloge von Mich. Birk einen überaus interessanten Fundus an medizinhistorischen Informationen. Vieles wird der Fachmediziner wiedererkennen: Es sind die Vorläufer der Instrumente, die er täglich in Händen hält, manches vielleicht in seit jener Zeit unveränderter Gestalt. Schon die Vielzahl der präsentierten Gegenstände ist erstaunlich; der Katalog umfaßt das Grundwerkzeug sämtlicher Fachdisziplinen seiner Zeit, allein 80 Seiten füllt zudem das Sortiment für die Zahnmedizin. Birk bot aber nicht nur medizinisches Kleinwerkzeug, sondern schickte auch mannshohe Sterilisationsapparate, Operationstische und Zahnarztstühle über den Atlantik.

    Zeigen und vor Augen führen.

    Der Aufwand für die Erstellung eines solchen Katalogs muß gigantisch gewesen sein, abertausende Zeichnungen mußten angefertigt werden. Birk zeigte sein Angebot en détail und häufig in Originalgröße. Eine Doppelseite etwa füllen allein Birnspritzen gleicher Form, jedoch unterschiedlicher Größe. So konnte der Kunde mit eigener Hand abmessen, welche für seine Zwecke optimal geeignet war. Bild und Text sind streng geschieden; den oberen Teil der Katalogseiten füllen die üppigen Abbildungen, den unteren der Katalogtext, der sich zumeist – man richtete sich schließlich an ein Fachpublikum – auf die Auflistung von Maßen und Bezeichnungen beschränkt.

    Kein Nachdruck. Ein Original.

    Das Außerordentliche an diesen Katalogen: Es handelt sich um Originalexemplare. Sie wurden auf dem historischen Fabrikgelände von Mich. Birk aufgefunden, dicht aneinandergepreßt verpackt in schweren Holzkisten und mehr durch Zufall als durch Plan auf diese Weise vor Licht, Hitze und Luftfeuchtigkeit geschützt. So konnten sie ihren Dornröschenschlaf unbeschadet überstehen und wirken nahezu druckfrisch. Es ist der vierte Birk-Katalog; daß er um das Jahr 1913 erstellt worden sein muß, erschließt sich aus einer Reihe von darin angebotenen Datumsstempeln, die auf dieses Jahr verweisen. Und auch die Frage, warum diese Exemplare seinerzeit nicht den Weg zum Kunden fanden, läßt sich wohl beantworten: Dem eigentlich medizinischen Sortiment sind 30 alphabetisch paginierte Seiten vorgeschaltet, auf denen Birk anhand zahlreicher Muster sein Angebot individuell gestalteter Etiketten, Rezeptblätter, Rechnungsformulare und Briefbögen präsentiert – in aufwendigem Farbdruck und zum Teil mit sorgsam von Hand eingeklebten Einzeletiketten. Letztere aber sind bei unseren Exemplaren nicht vollständig.

    Produktinformation

    Artikelnummer 44225

      290 Doppelseiten. Viersprachiges Register auf 31 Seiten. Mit unzähligen Abbildungen. 29,5 x 24 cm, Festeinband.
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